Der Weg zur Hühnerhaltung im eigenen Garten
Grundlagen für die Hühnerhaltung im eigenen Garten
Dass sich Hühner nur auf Bauernhöfen wohlfühlen, ist eine weit verbreitete Mär. Auch im häuslichen Garten kann es dem nützlichen Federvieh gut gehen – vorausgesetzt, die Haltungsbedingungen stimmen. Hühnerhaltung ist dabei gar nicht so schwer, zumindest
nicht dann, wenn einige Punkte beachtet werden. Die wichtigste Voraussetzung, bevor die neuen Mitbewohner einziehen, ist allerdings ein gutes Buch oder eine gute Webseite, um ein wenig Grundwissen zu erhalten.
Gleich welchem Interesse der Wunsch für eine kleine Hühnerschar entspringt, sollte man sich zunächst einige grundsätzliche Fragen vor Augen führen:
Kann ich mich ausreichend um die Tiere kümmern?
Die Haltung von Hühnern ist in einer kleinen Schar mit 3- 6 Tieren deutlich einfacher als die Haltung eines Hundes. Jeweils morgens und abends ist nach den Hühnern zu schauen. Die Tiere benötigen frisches Futter und Wasser, müssen aus dem Stall und wieder
hineingelassen werden. Man schaut nach den Eiern und entfernt den Kot vom Kotbrett, um sich die Arbeit bei der gründlichen Stallreinigung zu erleichtern. Mit 10-15 Minuten Aufwand pro Tag sind die Tiere grundsätzlich erst mal versorgt.
Wichtig ist, dass man diese Zeit, wie bei jedem Tier, regelmäßig aufbringen kann. Wenn dies nicht möglich ist, braucht man Hilfe oder bemüht die Technik zur Unterstützung. Einmal pro Tag ist auf jeden Fall zu prüfen, dass alles in Ordnung ist.
Ist mein Umfeld für die Hühnerhaltung geeignet (Auslauffläche, Nachbarn)?
Platzbedarf, Stall und Auslauf
Wichtig für den Platzbedarf ist die Auswahl der Hühnerrasse und die geplante Anzahl der Tiere. Für kleine Hühnerarten eignen sich schon wenige Quadratmeter Fläche im Garten. 1-2 qm für den Stall und
dazu ein permanenter Auslauf von 20-30 qm genügen häufig.
Da Hühner soziale Tiere sind, sollte die minimale Gruppengröße von drei Tieren über einen längeren Zeitraum nicht unterschritten werden. Drei Tiere einer Zwergrasse können schon auf einer kleinen Fläche gehalten werden. Fügt man einem 4qm umfassenden Stall noch 4-5 qm eingezäuntes Areal hinzu, lässt sich die kleinstmögliche benötigte Fläche (bei Zwerghühnern) auf unter 10 qm festlegen.
Der Stall
Richtwerte zum Stall | |
Stallgröße Auslaufgröße Legenester Länge Futtertrog Sitzstangen Relative Luftfeuchte Belüftung | 1 qm für 3-4 Tiere (je nach Größe der Rasse) 10-20 qm / 3-5 Tiere 1 Nest für 3-4 Tiere 12-15 cm je Tier 1 m für 4-5 Tiere , ca 20-30 cm Wandabstand 50-70 % Es ist für eine dauerhafte Belüftung durch Fenster und Lüftungsklappen zu sorgen |
Einrichtungsbedarf Hühnerstall | |
Sitzstange(n) Eingangsklappe (manuelle oder zeitgesteuerte Schließung) Fenster für Licht und Belüftung Kotbrett Legenest(er) | Ggf. Hühnerleiter Futtertrog Wassertränke |
Richtmaße für Sitzstange und Kotbrett | |
Abstand Sitzstangen untereinander Breite der Sitzstangen Platzbedarf je Tier Max Tiefe des Kotbretts | 35-40 cm 5-6 cm – Kanten möglichst abrunden 20-25 cm 150 cm => Je nach Abstand Kotbrett zur Sitzstange empfiehlt sich ein Kotbrettgitter.Tiere laufe somit nicht im eigenen Kot. |
Faustregeln für die Belüftung |
– Be-und Entlüftungsklappen / Fenster grundsätzlich in verschiedener Höhe anbringen -> Luftzirkulation – Lieber zahlreiche kleine Lüftungseinheiten als eine große. – Keine Lüftungseinheit ohne Schutz vor Insekten, Räubern, Mäuse, Ratten. – Möglichst einfache Handhabung, die auch im Winter funktioniert. – Zugluft vermeiden – vor allem im Bereich der Sitzstangen |
Hinweise zu Legenestern |
– Grundmaße Legenester: – Schwere Rassen B=30 T=35 H=40 – Leichte Rassen B=20 T=35 H=40 – Zwerghühner B=15 T=25 H=30 – Tierzahl pro Nest = 3-5 Tiere Hühner legen ihre Eier gerne an einer geschützten, halbdunklen Stelle mit weichem Untergrund. Neue Hühner müssen sich erst an die Nester gewöhnen. Hier hilft es, Gipseier zur Orientierung in die Nester zu legen. |
Hinweise zum Scharraum |
Die eingestreute Bodenfläche im Stall, bezeichnet man als Scharraum. Die Hühner können hier ihrem arteigenen Bedürfnis nachgehen und in der Einstreu scharren und picken. Die gängigsten Einstreuarten sind Stroh, Leinenstroh, Rapshächsel, Holzspäne. |
Der Auslauf
Grundsätzliches zur Gestaltung eines Hühnerauslaufs |
– Flächenbedarf pro Huhn idealerweise 4-6 qm – Die Einzäunung muss das Entweichen der Hühner sowie das Eindringen von Räubern verhindern – Um ggf. vor Raubvögeln zu schützen ist eine Netzabdeckung sinnvoll – Der Auslauf sollte Schatten spendende und schutzbietende Bäume und Sträucher enthalten. Hühner sind Waldtiere und auf einer freien Strecke ständig gestresst. – Idealer Bodenbewuchs sind Gräser und Kräuter – Ein Teil des Auslaufs sollte immer eine geschlossene Grasnarbe besitzen – Die Anlage eines überdachten Sandbades ( nutzt das Huhn zur Körperpflege) ist sinnvoll. In einer Mulde werden Sand und etwas Holzasche, möglichst gemischt mit Kieselgur , zur Verfügung gestellt. -Der Auslauf sollte windgeschützte und idealerweise regengeschützte Bereiche besitzen – Im Auslauf sollte eine Tränke zur Verfügung stehen. |
Die Nachbarschaft
Neben dem eigenen Areal für die Hühnerhaltung sind die örtlichen Regelungen und die Auswirkung auf die Nachbarn zu klären. Grundsätzlich ist die Haltung von Kleintieren auch in einem reinen Wohngebiet erlaubt. Auch die Errichtung von Nebengebäuden zur Haltung der Tiere ist gesetzlich vorgesehen.
Im Sinne einer guten Nachbarschaft empfiehlt es sich, vorab mit den Nachbarn zu reden und zu klären, wie sie zu dem Vorhaben stehen. Wenige Tiere ohne Hahn sollten generell Schwedische Blumenhühner kein Problem darstellen. Für ein lärmempfindliches Umfeld kann ein schalldichter Hühnerstall errichtet werden, in dem der Hahn früh morgens krähen kann, ohne den Schlaf des Nachbarn oder auch den eigenen Schlaf zu stören.
Rechtliches
Grundsätzlich ist es erlaubt, im eigenen Garten Hühner zu halten. In städtischen Wohngebieten gilt dies aber nur für Hennen. Zudem gelten – wie bei jeder Tierhaltung – die Kriterien des Tierschutzgesetzes.
Anmeldung
Die Hühnerhaltung muss bei den örtlichen Behörden angemeldet werden ( Veterinäramt oder Gesundheitsamt). Außerdem hat einmal pro Jahr eine Meldung über die Größe des Bestandes an die Tierseuchenkasse zu erfolgen.
Dies ist eine staatliche Versicherung, die im Fall von Tierseuchen eine Entschädigung zahlt. Die Kosten betragen für Hobbyhalter nur wenige Euro pro Jahr.
Baugenehmigung
Beim örtlichen Bauamt gibt es Auskunft, ob man eine Baugenehmigung für Nebengebäude / Gartenhäuser benötigt.
Vermieter
Um jeglichen Ärger zu vermeiden, sollte schon in der Planungsphase geklärt werden, ob eine Hühnerhaltung erlaubt ist.
Impfpflicht
Für Hühner gilt eine generelle Impfpflicht gegen die Newcastle-Krankheit (atypische
Geflügelpest). Gegen diese Erkrankung – die für den Menschen ungefährlich ist – wird 4x
im Jahr geimpft. Die Impfung erfolgt über das Trinkwasser und wird z. B. über
Geflügelzüchtervereine (u.a. RGZV Iserlohn) organisiert.
Organisation und Zeitaufwand
täglich | Fütterung und Versorgung mit Wasser Eier einsammeln Tiere kontrollieren/beobachten |
wöchentlich | Wasserbehälter/ Futterbehälter reinigen Sitzstangen, Nester reinigen Nach Ungeziefer Ausschau halten Kot vom Kotbrett entfernen |
monatlich | Einstreu komplett ersetzen Nester gründlich reinigen, Einstreu erneuern Ggf. Maßnahmen gegen Ungeziefer |
Alle drei Monate | Impfung gegen Newcastle-Krankheit |
Eier
Kein Vogel legt so viele Eier, wie das Huhn. Je nach Rasse liegt die Legeleistung zwischen 80 und 260 Eiern pro
Jahr. Ebenfalls rasseabhängig sind Größe und Gewicht der Eier sowie die Farbe der Schale. Doch auch Hühner unterliegen dem Rhythmus der Jahreszeiten. Im Frühjahr legen sie richtig los, im Herbst während der Mauser ist dann Legepause. Auch im Winter legen viele Rassen keine oder nur vereinzelte Eier. Es gibt allerdings einige Rassen, die auch im Winter noch gute Legeleistung zeigen.
Futter/Ernährung
Hühner ernähren sich vielseitig von Sämereien, Grünzeug und allerlei Kleingetier. Damit
sie in unserer Obhut gesund und widerstandsfähig bleiben, ist die Fütterung hochwertigen
Futters und eine ausgewogene Ernährung erforderlich. Der örtliche Landhandel bietet für
alle Bedingungen entsprechende Futtersorten an (Aufzucht,Mast,Eierproduktion). Grober
Richtwert je nach Rasse abweichend = 100 bis 120 g Tier / Tag
Angebotsvarianten Legefutter:
- Alleinfutter in Mehl oder Pelletform
- Legemehl und zusätzlich, zur getrennten Vergabe, Getreidemischungen
(Verhältnis in der Regel 2:1)
=> Ein besonderer Bestandteil der Fütterung und der Gesundhaltung ist die
tägl. Versorgung mit frischem Wasser. Grober Richtwert ¼ l je Tier /Tag.
Die passenden Hühner finden
Je nach Nutzeigenschaften lassen sich verschiedene Gruppen von Hühnerrassen
unterscheiden:
- Legehühner -> ausgerichtete Rassen für eine hohe Eierproduktion
- Fleischrassen -> legen natürlich auch Eier, sind aber vor allem für die Fleischproduktion vorgesehen. Entsprechend große/schwere Rassen.
- Zweihuhnrassen (Zwiehuhn) -> mittelschwere Rassen sowohl mit guter Legeleistung als auch gleichzeitig mit guten Fleischansatz
- Zwerghühner -> Kleinzüchtungen von großen Rassen aller Nutzungsarten. Benötigen weniger Platz, legen deutlich kleinere Eier und in der Fleischproduktion ebenfalls nicht ganz so profitabel.
- Kampfhühner -> spezielle Rassezüchtung zur Haltung von Kampfhühnern. Bunte Hühnerschar
DAS Anfängerhuhn für jedermann gibt’s es sicherlich nicht. Jeder muss hier für sich
selbst entscheiden. Schließlich soll es gefallen und den unterschiedlichen Ansprüchen
entsprechen. Wichtig ist die Entscheidung aber vor allem für die Planung und
Realisierung der eigenen Hühnerhaltung insgesamt.
Informationen zu Hühnerrassen
Informationen/Beratung/reichlich Erfahrung und Hilfe zu Hühnerrassen, der Hühnerbeschaffung, der Hühnerhaltung, finden sie bei einem ortsansässigen Rassegeflügelzuchtverein.
Der RGZV Iserlohn und Umgebung steht Ihnen hierfür gerne und jederzeit zur
Verfügung. Sprechen Sie uns an. Besuchen sie unsere Ausstellung in Iserlohn-
Sümmern oder einen unserer zahlreichen Züchter.
Gerne beraten wir Sie auch direkt bei Ihnen vor Ort. Und das ohne jegliche
Mitgliedschaft und Kosten.
Dieser Artikel steht auch zum Download zu Verfügung.
Quellen zur Informationsbeschaffung
Internet:
Allg. Informationen / Hühnerrassen/ Kontakte
www.rgzv-iserlohn.de / -> www.hühner-info.de / -> www.bdrg.de
Zubehör:
www.hühnerhausmobil.de /-> www.siepmann.de /-> www.westfalia.de
Literatur:
Peitz/Bauer „ Hühner in meinem Garten“, Ulmerverlag
Schiffer / Hotze „ Hühner halten artgerecht und natürlich“, Kosmosverlag
Pehle/Hackstein, „ DUMONTS kleines Lexikon der Hühner“ Dörflerverlag
Copyright © Franz Josef Meyer